Er hätte die nächste Revolution in der Motorentechnik werden können. Die Wende für stagnierende Innovation bei Verbrennungsmotoren in den Sechzigerjahren. Den Wankelmotor gibt es seit den Dreißigerjahren, die Serienreife erlangte die kleine Maschine aber erst später oder, wie viele Ingenieure behaupten, nie. Zu groß waren die Probleme der neuen Technik, zu gering seine Vorteile. Die Marktmacht der dominanten Autokonzerne, die nichts von der neumodischen Idee hielten, tat ihr Übriges und in Zeiten der Ressourcenknappheit und Emissionsgesetze ist eine Rückkehr des extrem laufruhigen und kompakten Wankelmotors unwahrscheinlicher denn je.
Wankelmotoren sind auf dem Papier zuverlässig
Wie verbessert man etwas, das aufgrund seiner Einfachheit eigentlich kaum noch zu verbessern ist? Man vereinfacht es weiter. Bewegliche Bauteile wie Zylinder, Pleuel und Nockenwellen sind fehleranfällig. Nur ein kleines Teil muss brechen und im schlimmsten Fall ist der Motor zerstört. Um den Verbrennungsmotor zuverlässiger zu machen, ist eine Reduzierung der beweglichen Teile also sinnvoll. Mit dem Wankelmotor sollte genau das erreicht werden: Anstatt der Zylinder rotierte hier eine dreieckige Scheibe in einer Laufbuchse. Für den Antrieb wurden theoretisch also nur zwei bewegliche Teile benötigt: Der Umläufer, der durch die Verbrennung von Treibstoff beschleunigt wurde, und die Welle, die die Kraft des Motors an das Getriebe weitergab. Im Grunde also ein elegantes System, das die Zuverlässigkeit eines Fahrzeuges drastisch erhöhen könnte.
Erste Euphorie, schnelle Ernüchterung
Als in den Sechzigerjahren die ersten Serienautos mit Wankelmotor der Öffentlichkeit vorgestellt wurden, war die Resonanz noch recht positiv. Die Fachpresse lobte vor allem die Laufruhe und die kompakte Bauweise der Maschine. Hohe Drehzahlen sollten für Spaß am Fahren sorgen und über Effizienz machte sich noch niemand Sorgen. Der NSU Spider war das erste Serienauto mit Wankelmotor und konnte sich sogar auf der Rennstrecke gegen die eigentlich überlegene Konkurrenz absetzen. Trotzdem folgte auf die erste Euphorie bald herbe Ernüchterung. Die neue Maschine zeigte schnell Ermüdungserscheinungen, besonders die Versiegelung an den Ecken des Läufers machte immer wieder Schwierigkeiten. Immer wieder mussten die empfindlichen Bauteile ausgetauscht werden, die Kosten dieser Wartungsarbeiten überstiegen bald den Kaufpreis der Fahrzeuge selbst.
Der Wankelmotor und Mazda haben eine lange Geschichte
Trotzdem hielten einige wenige Autobauer noch lange an dem Konzept fest. Der legendäre Mazda RX7 gilt bei vielen Enthusiasten noch immer als eines der besten Autos, das jemals aus den Produktionshallen in Hiroshima gerollt ist. Aufgrund der Probleme mit der Zweischeibenmaschine sind gut erhaltene Exemplare heute begehrte Sammlerstücke. Die Produktion des letzten Autos mit Wankelmotor wurde 2012 eingestellt. Die Verkaufszahlen des RX8 waren weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben.
Wankelmotoren heute
Und so fristet der Wankelmotor ein Schattendasein in wenigen, sehr spezifischen Anwendungsbereichen. Als Hilfsmotor in Segelflugzeugen oder als Antrieb für Kameradrohnen kommt der ruhige und leichte Motor weiterhin zum Einsatz. Ein Comeback in den Autobereich wird jedoch, trotz neuer Patente, immer unwahrscheinlicher. Der Umlaufmotor ist einfach zu durstig und die Probleme mit der Dichtung sind auch noch längst nicht gelöst. In Kombination mit den schlechten Abgaswerten und dem Aufschwung der Elektroautos gesellt sich der Wankelmotor wohl zur Dampflok und der Telefonzelle in das Museum der überholten Technologien.