Warum sind Autobahnen so laut? Weil Autos darauf mit hoher Geschwindigkeit fahren. Allerdings kommt der größte Teil der Lärms nicht von den Motoren der Fahrzeuge, sondern von den Abrollgeräuschen. Sogenannter Flüsterasphalt soll dieses Problem lösen. Wie funktioniert der Wunderstraßenbelag, und warum liegt er nicht schon längst auf jeder Straße? PKW.de hat es herausgefunden.
Flüsterasphalt wirkt
Wer oft über deutsche Autobahnen fährt, der kennt diese merkwürdigen Momente: Plötzlich wird es ruhig, und man hört nicht nur all die besorgniserregenden Geräusche, die Autos machen. Plötzlich wird einem bewusst, wie unfassbar laut der Beifahrer kaut. Warum muss er auch jedes mal einen Haufen besonders knackiger Möhren verspeisen? Zum Glück kommt meist ein paar Minuten später die Erlösung: Ganz normaler, lauter Straßenbelag übertönt wieder den kauenden Beifahrer. Die kurzen Abschnitte, auf denen der Flüsterasphalt verlegt ist, sind Teststrecken. Hier soll herausgefunden werden, wie gut der Straßenbelag Geräusche unterdrückt und wie haltbar der Asphalt ist. Denn genau hier liegt die Crux des Hightech-Belages.
So nimmt Flüsterasphalt Geräusche auf
Flüsterasphalt unterscheidet sich von normalem Asphalt eigentlich nur in einer Sache: Er ist porös. Das klingt zunächst kontraproduktiv, denn poröse Stoffe saugen sich mit Wasser voll und zerbrechen unter der kleinsten Belastung. Allerdings „saugen“ sie Geräusche auf. Denn wenn Reifen über die Straße rollen, verdrängen sie die Luft in ihrem Weg. Das macht Geräusche, die vom Asphalt zurückgeworfen werden. Nicht so mit dem Flüsterasphalt. Ähnlich wie Akustikschaum, der zum Dämmen von Proberäumen und Tonstudios verwendet wird, sorgt der poröse Straßenbelag dafür, dass die Druckwellen sich im Material auflösen. Nicht nur die Autofahrer, sondern besonders die Anwohner hören von der Autobahn dann viel weniger.
Außerdem sind Straßen, die mit Flüsterasphalt belegt sind, sicherer: Durch das poröse Material kann Wasser ungehindert ablaufen. Es können sich also auf der Autobahn keine Pfützen mehr bilden. So wird die Traktion der Reifen auf nasser Fahrbahn verbessert und Aquaplaning ist kaum noch möglich.
Der Flüsterasphalt geht schnell kaputt
Trotzdem liegen in Deutschland nur etwa 400 Kilometer Flüsterasphalt. Warum ist das so? Asphalt besteht aus Split und dem Bindemittel Bitumen. Bei normalem Asphalt umschließt das Bindemittel die Gesteinskörner komplett, die Masse ist undurchlässig. Im Flüsterasphalt werden gröbere Gesteinskörner verwendet, die nicht so nahtlos zusammenpassen. Bei der Mischung entstehen Hohlräume.
Diese Fertigungstechnik hat allerdings auch ein paar fundamentale Nachteile: Weil der poröse Asphalt eben nicht so massiv ist und sich unter Druck verformt, brechen schnell kleine Steinchen aus dem Belag, besonders bei schwerer Belastung durch Lkw. Darum hält sich der moderne Straßenbelag bei weitem nicht so lange wie die altbewährte, aber laute Variante. Und dann wäre da noch die Sache mit dem Salz: Zum einen greift das Salz den Asphalt an, zum anderen erhöht sich die Menge an Streusalz, die benötigt wird, um die Straßen eisfrei zu halten. Sobald Wasser auf die Straße gerät, spült es das Salz einfach durch die Straße weg.
Flüsterasphalt ist immer noch in der Entwicklung
Die Entwicklungsarbeit an einem effektiven, haltbaren Flüsterasphalt läuft mittlerweile seit Jahrzehnten und ist noch längst nicht abgeschlossen. Zusammen mit dem Elektroauto könnte der Straßenverkehr dann fast geräuschlos werden. Sobald die Unfallzahlen mit Fußgängern in die Höhe gehen, werden wir uns noch einmal Gedanken über künstliche Motorengeräusche machen müssen. Aber bis es soweit ist, könnten unsere Straßen immer ruhiger werden.