Immer dann, wenn die Benzinpreise wieder einmal auf Rekordwerte steigen, versprechen die Hersteller von Benzinzusätzen die endgültige Lösung aller durch Tanken verursachten Geldprobleme. Die Rede ist dann von einem um 25 % geringeren Verbrauch, utopischen Abgaswerten und einer verlängerten Lebensdauer des Motors. Das alles klingt fast zu gut, um wahr zu sein. Was also bringen die gängigen Benzinzusätze?
Benzinzusätze im Überblick: Von gut gemeint bis Hokuspokus
Die gängigen Herstellerversprechen beinhalten besonders oft die längere Lebensdauer des Autos. So sollen bestimmte Zusätze helfen, den Motor zu pflegen. Besonders die Einspritzventile sollen sauber gehalten werden, was wiederum den Spritverbrauch senken soll. Hier kommen verschiedene Tests zu unterschiedlichen Resultaten. Wo der ADAC keine messbaren Auswirkungen auf den Verbrauch festgestellt hat, kommt eine Messung der GTÜ auf ein anderes Ergebnis: Bei der Verbrennung werde kaum noch Kohlenmonoxid ausgestoßen, was auf eine effizientere Verbrennung des Kraftstoffes hinweise. Allerdings wurde dieser Test von Liqui Moly, dem Marktführer für Benzinzusätze, in Auftrag gegeben und bezahlt. Autofahrer, die nicht an Wissenschaft und belegbare Ergebnisse glauben, können auf obskuren Esoterikwebsites außerdem „informiertes Wasser“ erstehen. Dieses muss nur irgendwo im Fahrzeug platziert sein und überträgt durch seine Aura positive Eigenschaften auf den Kraftstoff. Es muss wohl nicht extra erwähnt werden, dass solche Techniken dem Irrglauben von Wunderheilern und Scharlatanen entsprungen sind und keine belegbare Wirkung haben.
Meistens harmlos aber unnötig
Letztendlich lohnen sich Benzinzusätze nur in sehr speziellen Fällen: Bei Oldtimern mit Metalltanks empfiehlt es sich, bei längeren Standzeiten einen Korrosionsschutz in den Tank zu geben. Dieser soll verhindern, dass sich Ablagerungen bilden, die beim nächsten Anlassen den Motor beschädigen können. Ansonsten ist die Benutzung der Additive zwar nur selten schädlich, allerdings können Autofahrer sich das Geld für die Produkte auch sparen. Zur Pflege des Motors empfiehlt es sich, nicht den günstigsten Sprit zu tanken. Zwar ist auch dieser bereits mit bestimmten Benzinzusätzen versetzt, ein teurer Kraftstoff verbrennt allerdings sauberer und effizienter. So entstehen Ablagerungen erst gar nicht.
Ausnahmefall Diesel
Eine Ausnahme bilden Dieselmotoren: Der Zusatz bestimmter Chemikalien zum Kraftstoff ist besonders in großen Fahrzeugen schon lange gängige Praxis. Der unter dem Namen AdBlue verkaufte Zusatz besteht hauptsächlich aus Wasser und Harnstoff. Giftige Stickoxide und Ammoniak im Abgas werden durch diese Chemikalie zu harmlosen Stickstoff und Wasserdampf reduziert. Der Zusatz von normalem Benzin zum Diesel, um im Winter das Einfrieren des Kraftstoffes zu verhindern, ist aber schon längst nicht mehr notwendig. Moderner Dieselkraftstoff flockt erst bei -12 Grad Celsius, sogenannter Winterdiesel, den die Tankstellen in der kalten Jahreszeit verkaufen, bleibt sogar bis -22 Grad flüssig.
Motorpflege durch intelligentes Fahren
Die Pflege des Motors bedarf also im Normalfall keiner Benzinzusätze. Um die Lebensdauer des Autos zu erhöhen, empfiehlt es sich eher, auf die regelmäßigen Ölwechselintervalle zu achten und nicht auf Billigprodukte zurück zu greifen. Vor allem aber ist zu beachten: Ein Motor, der schlecht gefahren wird, geht früher kaputt. Wer zu hohe Drehzahlen vermeidet und den Motor nicht zu heiß laufen lässt, hat lange Freude an seinem Auto.