Es ist ein echter Glücksmoment: Man fährt mit dem nagelneuen geleasten Jahreswagen das erste Mal in der heimischen Einfahrt vor. Da steht es nun, das Ergebnis all der harten Arbeit der letzten Jahre. Auf der Motorhaube prangt ein Stern oder vielleicht vier Ringe. Im Inneren ist zwar nicht die Topausstattung verbaut, aber das müssen die Nachbarn ja nicht wissen. Von außen kann man das eh nicht sofort sehen. In der ersten Nacht fährt, während der stolze Autobesitzer schläft, ein unauffälliges Auto mehrmals langsam die Straße auf und ab. Niemand bemerkt etwas. Zwei Nächte später fotografiert eine dunkel gekleidete Gestalt das Auto. Wieder bemerkt niemand etwas. Noch einmal zwei Nächte später ist die Einfahrt plötzlich leer, das Auto längst in Polen oder Bulgarien.
Autodiebstahl ist kein One-Man-Job
Auch in Zeiten von Wegfahrsperren und Peilsendern ist Autodiebstahl offensichtlich ein lukratives Geschäft. Zwar gibt es auch Einzeltäter, die den Diebstahl alleine planen und durchführen, viel öfter landen die Autos aber bei organisierten Banden, die sich die Verzweiflung anderer zunutze machen. Meistens läuft ein Autodiebstahl so ab: Ein Späher macht mögliche Ziele ausfindig und dokumentiert im Schutze der Nacht Zustand und Fahrzeugtyp. Ist ein lukratives Ziel gefunden, reisen zwei weitere Bandenmitglieder an: Ein Profi, der sich mit dem Öffnen moderner Autos auskennt, und ein Fahrer. Während der Knacker meist im eigenen Auto wieder abreist, ist der Fahrer dafür zuständig, das Auto über die Landesgrenze zu bringen. Denn: Sobald ein Fahrzeug das Land verlassen hat, wird die Aufklärung des Autodiebstahls für deutsche Beamte viel schwerer. Als Fahrer werden von den Banden meist Menschen rekrutiert, die sich in einer scheinbar ausweglosen Situation befinden. Häufig sind sie drogenabhängig und werden mit der Aussicht auf frischen Stoff davon abgehalten, zu viel über den Auftraggeber zu verraten.
Gestohlene Autos kommen meist nicht weit.
Das Auto wird außerhalb Deutschlands dann für einige Tage abgestellt. Wenn nach zwei Wochen niemand nach dem Fahrzeug gesucht hat, geht es weiter in die Verarbeitung. Jetzt schwindet auch die letzte Hoffnung des ehemaligen Besitzers, sein Auto jemals wieder zu sehen. Denn nur wenige Teile sind tatsächlich einem bestimmten Fahrzeug zuzuordnen: Türen, Innenausstattung und viele elektronische Teile landen auf Teilemärkten, wo sie zu Geld gemacht werden, ohne dass jemand etwas über den weiteren Verbleib der Teile erfährt. Die markierten Teile, also Motor, Fahrgestell, Getriebe und Bordcomputer, landen manchmal über Umwege in Afrika oder werden als Teileträger weiter ausgeschlachtet. Von einem Auto bleiben also nur Kleinteile übrig.
Autodiebstahl wird durch Technologie vereinfacht.
Autos werden immer sicherer, oder? Leider stimmt das nicht ganz, denn je mehr Komfortfunktionen das Auto hat, desto leichter wird einem Dieb der Autodiebstahl gemacht. Besonders sogenannte Keyless Go-Systeme, die den Fahrer anhand eines Chips am Schlüsselbund aus der Entfernung erkennen, sind beliebte Einstiegspunkte für Autoknacker: Das Funksignal der Chips kann relativ leicht abgefangen und auf einen leeren Chip geschrieben werden, mit dem dann das Auto geöffnet und gestartet werden kann. Ähnliches gilt für Funkschlüssel. Aber natürlich findet auch die Brechstange beim Autodiebstahl noch regelmäßige Anwendung. Besonders dreist: In Ausnahmefällen fahren die Diebe am helllichten Tage mit einem Lastwagen auf den Firmenparkplatz, laden das Auto auf und sind in 5 Minuten wieder verschwunden. Mit der Tarnung eines erfundenen Abschleppunternehmens schöpfen Passanten erschreckend selten Verdacht.
Autodiebstahl – So schützt du dich vor den Verbrecherbanden.
Zum Schutz vor Autodiebstahl eignet sich am besten eine abgeschlossene Garage. Kaum ein Autodieb ist dumm genug, sich mehr als drei Minuten mit einem Auto abzumühen und dem Autodiebstahl auch noch einen Einbruch hinzuzufügen. In einer Garage sind die meisten Autos am sichersten. Wer sein Auto aber an der Straße parken muss und Angst vor Autodiebstahl hat, der legt sich am besten ein robustes Lenkradschloss zu. Kein Dieb der Welt ist dumm genug, mitten in der Nacht mit einem Trennschleifer die Nachbarschaft zu wecken. Zu guter Letzt noch ein paar simple Tipps:
- Schlüssellose Zuganssysteme lassen sich leicht deaktivieren
- Verdächtige Fahrzeuge und Personen sind genau das: Verdächtig. Lieder einmal zu oft bei der Polizei anrufen, als einmal zu wenig.
- Funkschlüssel sind zwar cool, machen einen Autodiebstahl aber auch einfacher.
- Teure Autos werden häufiger geklaut, als günstige.
- Nordrhein-Westfalen und Ostdeutschland sind besonders gefährlich für Autobesitzer