Beim Autokauf musst du viele Entscheidungen treffen: was für einen Motor, welche Ausstattung und eben auch welche Antriebsart. Hierbei unterscheidet man zwischen Allradantrieb, Vorderradantrieb und Hinterradantrieb. Zusätzlich unterscheiden sich die Antriebskonzepte auch durch die Kombination der angetriebenen Räder mit der Position des Motors. Welche Möglichkeiten es da genau gibt und welche Vorteile die verschiedenen Möglichkeiten mit sich bringen, haben wir für dich zusammengefasst.
- Allradantrieb: Nicht nur für Geländewagen
- Vorteile Allradantrieb
- Nachteile Allradantrieb
- Hinterradantrieb: Der Standard der frühen Automobile
- Vorteile Hinterradantrieb
- Nachteile Hinterradantrieb
- Vorderradantrieb: Heute die beliebteste Option
- Vorteile Vorderradantrieb
- Nachteile Vorderradantrieb
- Das Antriebskonzept allein macht nicht alles aus
- Kein Antriebskonzept ist objektiv besser als die anderen Systeme
Allradantrieb: Nicht nur für Geländewagen
Der Allradantrieb hat viele verschiedene Namen. Umgangssprachlich wird er auch einfach Allrad, 4matic, 4motion oder AWD (all-wheel-drive) genannt. Üblich ist auch die Schreibweise nach der Antriebsformel 4×4, wobei sich hier auf die Anzahl aller Räder und die Anzahl der angetriebenen Räder bezogen wird. Alle diese Begriffe beschreiben aber ein Antriebskonzept, bei dem die Motorkraft durch alle vier Räder auf die Straße übertragen wird. Die Vorder- und Hinterachse werden zusammen angetrieben, wodurch mehr Motorkraft genutzt und bessere Traktion erreicht werden soll.
Als erstes Auto mit einem permanenten Allradantrieb wird oft der sogenannte Audi Urquattro von 1980 gezählt. Dieser hatte nur einen Motor und konnte über ein Kegelraddifferential eine gleichmäßige Kraftverteilung auf die beiden Achsen leisten. Schon in den 40er-Jahren gab es jedoch Automobile mit einstellbaren Allradantrieben und auch heute gibt es drei verschiedene Arten des 4×4 Antriebmodells: den manuell zuschaltbaren, den durch Sensoren automatisch aktivierten und den permanenten Allradantrieb.
Weitere Unterscheidungen gibt es im Verhältnis der Kraftverteilung auf die Vorder- und Hinterachse. Besonders beliebt ist hierbei ein Ratio von 40:60, wobei 40 % der Kraft auf die Vorder- und 60 % auf die Hinterachse übertragen werden.
Vor nicht all zu langer Zeit wurde die unkonventionelle Antriebsmethode hauptsächlich für Geländewagen genutzt, die auf unebenen Strecken mit schwierigen Bodenbedingungen sowie Schotter, Matsch und Schnee fahren. Heute bieten die meisten Hersteller für viele, wenn nicht alle Ihrer Serienmodelle, sowohl einen Zweiradantrieb als auch einen Allradantrieb an. Hier sind jedoch deutliche Preisunterschiede bemerkbar. So kostet beispielsweise der Audi Q3 in der 4×4 Ausführung 4.350 € und der Dacia Duster 4.700 € mehr als in der Standardversion.
Vorteile Allradantrieb
Viele sehen den Preisunterschied aber als durchaus gerechtfertigt, denn so ein Allradantrieb hat viele Vorteile. Gerade bei Schnee, Eis und großen Steigungen kann dieses Antriebskonzept mit der versprochenen Traktion und erhöhten Kraft glänzen. Wenn Pkw mit Einachsenantrieb schon schwächeln und ein gewisses Maß an Skill erfordern, kann der All-wheel-Drive einfach vorbeiziehen. Aber auch schon auf nassen Wiesen und in Kurven ist ein eindeutiger Vorteil bemerkbar: Die Räder haben einen geringeren Schlupf, der Wagen ist leichter zu kontrollieren und sowohl die Mechanik als auch die Reifen werden weniger belastet. Durch die erhöhte Stabilität und Fahrsicherheit bietet sich ein Allradantrieb besonders für den Umgang mit Anhängern, Wohnwagen und andere zu ziehende Lasten an.
Nachteile Allradantrieb
Das klingt zwar alles schön und gut, aber wenn der Allradantrieb nur Vorteile hätte, würde man wahrscheinlich gar kein anderes Antriebskonzept mehr auf den Straßen sehen. Die für den AWD benötigte Technik bringt natürlich auch Nachteile. Die kompliziertere Konstruktion erfordert zusätzliche Antriebswellen, Getriebe und Kupplung und ist dadurch auch teurer, anfälliger und schwerer. Besonders das erhöhte Fahrzeuggewicht fällt zulasten: Nicht nur sinkt die Höchstgeschwindigkeit, es steigt auch noch der Kraftstoffverbrauch. Sie können da auf 100 km mit einem halben bis ganzen Liter mehr rechnen.
Trotz der merkbar höheren Kosten, gelten die Vorteile des Allradantriebs auch nicht unbegrenzt. Beim Fahren auf normalen Strecken oder bergab bemerkt man den Antrieb über alle Räder kaum, weswegen viele Autos, besonders SUVs mit vermeintlich permanenten Allradantrieben, diese auch nur dann aktivieren, wenn es nötig ist. Die Bremsung wird auch nicht verbessert, was verhängnisvolle Auswirkungen hat. Viele Fahrer eines 4×4 überschätzen dessen Fähigkeiten nämlich gerne mal, was zu einer gefährlichen Fahrweise führt. Letztendlich ist immer noch viel Vorsicht geboten, denn wenn Sie mit zu hoher Geschwindigkeit in eine verschneite Kurve brettern, bringt auch der beste Antrieb nichts.
Hinterradantrieb: Der Standard der frühen Automobile
Das Antriebskonzept mit dem alles begann: der Hinterradantrieb. Bei diesem 4×2 Antrieb wird die Motorkraft auf die Hinterachse geleitet. Diese Art des Antriebs erscheint auch logisch: Über die vorderen Räder wird gelenkt und über die hinteren angetrieben. Fälschlicherweise wird der Antrieb über die hintere Radachse oft als Heckantrieb bezeichnet. Das stimmt so aber nicht ganz. Der Heckantrieb beschreibt nämlich die spezifische Kombination des Hinterradantriebs mit einem Heckmotor. Der Hinterradantrieb kann aber auch mit einem Front- oder Mittelmotor verbunden werden, wobei dann über Differenziale und Kardanwellen die Motorkraft übertragen wird.
Bis in die 50er-Jahre war der Hinterradantrieb das am meisten verbreitete Antriebskonzept. Die beliebte Kombination aus Frontmittelmotor, der vor der Hinterachse, aber hinter der Rückbank positioniert ist, und einem Hinterradantrieb wird deswegen auch Standardantrieb genannt.
Vorteile Hinterradantrieb
Heute ist der Hinterradantrieb besonders bei erfahrenen Fahrern mit einem eher sportlichen Stil beliebt. Wenn die Motorkraft durch die hintere Achse ausgeführt wird, sorgt das nämlich für mehr Fahrdynamik: Du kannst driften. Da das Auto dann leicht übersteuert, kann durch einen kontrollierten Schlupf der Räder das Heck zum Ausbrechen gebracht werden. Für viele Hobbyautofahrer ist der Fahrspaß, der mit einem Heckantrieb einhergeht, nicht zu übertreffen. Es existieren natürlich auch objektive Vorteile, diese sind meist aber eher nebensächlich: Durch die Trennung von Antrieb und Lenkung ist die Konstruktion einfacher, wobei das auch stark von der Position des Motors abhängt.
Nachteile Hinterradantrieb
Früher war ein großer Nachteil des Hinterradantriebes, dass das Gewicht auf der treibenden Achse fehlt, was häufig mit zusätzlichen Gewichten im Kofferraum zu korrigieren versucht wurde. Durch die moderne Technik zur Gewichtsverteilung ist das zum Glück nicht mehr nötig. Wenn der Hinterradantrieb allerdings in Verbindung mit einem Frontmotor verbaut ist, lässt sich immer noch eine merkbar schlechtere Traktion beobachten. Gerade in winterlichen Verhältnissen rutscht du da schnell.
Auch in Kurven verhält sich ein Auto mit Hinterradantrieb suboptimal: Es übersteuert. Durch das geringere Gewicht auf der antreibenden Achse haben die Hinterräder einen größeren Schräglaufwinkel als die vorderen und die Kurve wird stärker eingeschlagen als du tatsächlich lenkst. Was für Motorsportler einen Vorteil darstellt, kann gerade für ungeübte Fahrer gefährlich werden. Wenn das Auto am Heck ausbricht, am besten den Fuß vom Gas nehmen und schnell gegenlenken. Das erfordert aber Übung, da zu starkes Gegenlenken das Auto schnell ins Schleudern bringen kann.
Vorderradantrieb: Heute die beliebteste Option
Die letzte Antriebsart, die wir Ihnen vorstellen möchten, ist der Vorderradantrieb. Die Motorkraft wird hier durch Kupplung und Getriebe direkt auf die nächstliegende Achse, nämlich die vordere, übertragen. Dieses 4×2 Antriebskonzept wurde erst in den 60er-Jahren wirklich erfolgreich, da vorher die Kombination mit der Lenkung, die ebenfalls über die Vorderachse läuft, zu Komplikationen geführt hat. Seitdem hat der Vorderradantrieb jedoch seinen Weg in die Herzen der Autofahrer gefunden. So scheint es zumindest, denn der Frontantrieb ist mittlerweile zum Standard geworden.
Der Begriff Frontantrieb beschreibt die Kombination aus einem Vorderradantrieb und einem Frontmotor. Es wurde auch mal mit Heckmotoren experimentiert, da diese Konstruktionen jedoch keinerlei Vorteile, aber jede Menge Kosten mit sich brachten, kann man diese auf den Straßen heute nicht mehr finden.
Vorteile Vorderradantrieb
Wer nicht gleich in einen Allradantrieb investieren möchte, aber doch mal bei winterlichen Bedingungen unterwegs ist, kommt mit einem Frontantrieb besser voran. Durch das Gewicht, das der Motor auf die Achse auswirkt, ist im Vergleich zum Hinterradantrieb nämlich ein stärkerer Vortrieb und leichtere Kontrolle in Kurven gewährleistet.
Da der Motor zusammen mit Getriebe, Lenkung und Kupplung im vorderen Teil des Autos verbaut werden kann, ist ein Frontantrieb platzsparend und lässt somit mehr Raum für Passagiere und Gepäck. Die einfache Konstruktion spart nicht nur an zusätzlichen Bauteilen, sondern auch an Gewicht, wodurch ein Frontantrieb billiger ist.
Nachteile Vorderradantrieb
Das Fahrverhalten in schnellen oder engen Kurven lässt mit einem Frontantrieb jedoch zu wünschen übrig: Das Auto untersteuert. Dabei schlagen die Räder nicht in dem gewünschten Winkel ein und der Wagen „schiebt“ über die Vorderachse aus der Kurve raus. Hier muss der Fahrer rechtzeitig reagieren, um in der Spur zu bleiben.
Wenn die Traktion, die ein Frontantrieb aufbringen kann, mit der eines Allradantriebes verglichen wird, kann er kaum mithalten. Bei Schnee und Eis rutscht der Wagen schnell und kommen dann noch Steigungen dazu, musst du auch mal schieben. Auch was die Beschleunigung angeht, landet der Vorderradantrieb leider auf dem letzten Platz.
Das Antriebskonzept allein macht nicht alles aus
Die bisher aufgeführten Vor- und Nachteile der verschiedenen Antriebskonzepte können nicht ganz so einfach aufgezählt werden, da noch viele weitere Faktoren mitspielen. Beispielsweise die Reifenwahlf bestimmt auch einen großen Teil der Traktion. So kannst du mit einem Frontantrieb und Winterreifen teils mehr erreichen als mit einem All-wheel-Drive, der fälschlicherweise Sommerreifen aufgezogen hat.
Die Probleme des Unter- und Übersteuern können teilweise durch moderne Systeme, wie das elektronische Stabilitätsprogramm (ESP), ausgeglichen werden. Wie bereits erwähnt, hat auch die Position des Motors großen Einfluss auf die Antriebsart. Man unterscheidet zwischen Frontmotoren, Frontmittelmotoren, Mittelmotoren und Heckmotoren, die alle unabhängig von Antriebsart unterschiedliche Vor- und Nachteile mit sich bringen.
Kein Antriebskonzept ist objektiv besser als die anderen Systeme
Letztendlich lässt sich nicht so einfach sagen, welches der drei Antriebskonzepte objektiv das beste ist, da deine Anforderungen an das Auto eine große Rolle spielen. Die größten Entscheidungsfaktoren sind das Fahrgefühl, die Sicherheit, der Preis und der von dir benötigte Raum.
Wenn du öfter querfeldein oder durch anderweitig unebenes Terrain fährst und auch im Winter nicht auf die Bergfahrt verzichten willst, solltest du auf jeden Fall einen Allradantrieb in Erwägung ziehen. Die Traktion ist merkbar besser und das Fahrgefühl abseits befestigter Straßen nicht mit dem anderer Antriebskonzepte vergleichbar.
Ist das Auto für dich mehr als ein bloßes Mittel zum Zweck? Mit einem schnellen Auto will man auch schnell fahren und das macht mit einem Hinterradantrieb einfach mehr Spaß. Für erfahrene und geübte Autofahrer kann das Übersteuern von einem Nachteil zum Vorteil werden. Für Hobbyfahrer lohnt sich ein genauerer Blick auf den Heckantrieb definitiv.
Wenn du deinen Wagen jedoch wie die meisten hauptsächlich nur für Stadtverkehr und Autobahnen nutzen, reicht ein Frontantrieb komplett aus. Du musst nicht auf zusätzlichen Raum im Auto verzichten und auch nicht tiefer in die Tasche greifen, nur um Funktionen zu bekommen, die du nicht benötigst. Für die jährliche Fahrt in den Skiurlaub sollten ordentliche Winterreifen und eine gute Portion Achtsamkeit auch ausreichen.