Erinnerst du dich noch an deinen 18. Geburtstag? Damals, als Ihre Eltern sich gewundert haben, dass du den Apfelkorn trinkst, ohne eine Miene zu verziehen? Als du das erste Mal die Freiheit des Erwachsenwerdens erlebt und als du zum ersten Mal in den klapprigen Golf Ihrer Eltern gestiegen bist? Endlich frei. Nie wieder sollten die Eltern dir eine Fahrt verweigern, nie wieder auf die Bahn warten. Das war deine beste Zeit. Mittlerweile sieht es etwas anders aus, denn immer weniger junge Menschen machen einen Führerschein. Die Gründe dafür sind vielfältig und haben nicht nur mit Autos, sondern auch mit dem demografischen Wandel zu tun. Warum will die Jugend nicht mehr fahren? PKW.de hat die Antworten.
Das Auto ist kein Statussymbol mehr
Seit es das Auto gibt, wird es als Symbol für Status und persönlichen Erfolg gesehen. Die Nummer, die auf dem Kontoauszug steht, ist eine leicht zu bemessende Metrik für persönlichen Erfolg, und das eigene Auto sollte das widerspiegeln. Je größer oder teurer das eigene Auto, desto größer ist die Nummer auf dem Konto und desto mehr Erfolg wird dem Fahrer beigemessen. Allerdings neigen sich diese Zeiten mittlerweile ihrem Ende zu, denn die Generation, die oft abschätzig als Millennials bezeichnet wird, legt immer weniger Wert auf das Auto als Statussymbol. Neben Smartphones messen junge Menschen ihren persönlichen Erfolg lieber an ihren Erfahrungen. Wer die Wahl zwischen dem Führerschein und einer Rucksackreise durch Neuseeland hat, sitzt im Prinzip schon im Flugzeug.
Auto fahren ist verschwenderisch?
Aber diese Wahl bekommen viele Jugendliche heute gar nicht mehr. Es gibt zwar mehr Abiturienten als je zuvor, allerdings werden Arbeitsverträge immer häufiger befristet. Finanzielle Stabilität ist immer schwerer zu erreichen und die Rolle des Statussymbols übernehmen andere Dinge, die leichter zu bekommen sind. Ein Fahrrad, ein Smartphone oder die Einrichtung der eigenen vier Wände wird bevorzugt genutzt, um sich einer Gruppe zugehörig zu zeigen. Das stärker werdende Umweltbewusstsein führt außerdem dazu, dass Autofahren an sich als Verschwendung wertvoller Ressourcen angesehen wird.
Auto-Exodus in Zahlen
Die Zahlen sprechen für sich: 2016 fuhren 60 Prozent der 25 bis 29-Jährigen regelmäßig Auto. Zum Vergleich: Nur 11 Jahre zuvor waren es noch ganze 73 Prozent. Unter den jungen Männern interessieren sich aktuell 31 Prozent für Autos, das waren zur Jahrtausendwende noch 44 Prozent. Insgesamt nimmt das Interesse am Auto an sich also rapide ab, und klassische Werbekampagnen zeigen auch nicht mehr die Wirkung, die sie im letzten Jahrhundert auf das Kaufverhalten der Deutschen hatten. Die Autoindustrie steht also vor der einzigartigen Herausforderung, Autos an Menschen zu verkaufen, die eigentlich keine Autos kaufen wollen.
Wie sieht das Auto für Millennials aus?
Wie aber sollte das ideale Auto für zukünftige Generationen aussehen? Zunächst einmal muss es günstig sein. Selbst wenn man auf sämtliche Extras verzichtet, bekommt man kaum einen Neuwagen unter 10.000 Euro. Wer nicht weiß, ob er oder sie in sechs Monaten noch einen Job hat, wird dieses Geld nicht ausgeben wollen. Am besten sollte das Millennicar also gar nicht erst gekauft werden müssen, sondern Teil eines Carsharing-Programms sein. Diese erfreuen sich besonders in urbanen Zentren immer größerer Beliebtheit. Außerdem sollte das Auto für die Zukunft sparsam sein. Ein elektrischer Antrieb wäre die beste Lösung, wenn man es, obwohl man nur ein WG-Zimmer ohne Garage bewohnt, aufladen kann. Damit man es parken und stressfrei bewegen kann, sollte es außerdem klein und wendig sein. Außer einer Klimaanlage und einer Anbindung für Smartphones sind Extras wahrscheinlich kaum wichtig. Radio, Navigation und Verkehrsmeldungen kommen in Echtzeit aufs Display, im Auto braucht man sie also kaum.
Wie geht die Entwicklung weiter?
Das Auto ist die Technologie, die unser modernes Leben möglich gemacht hat. Es hat Wirtschaften angekurbelt, Menschen zusammengebracht und Horizonte erweitert. Und genau das wird es auch weiterhin tun. Allerdings neigt sich die Zeit des Autos als Symbol für persönlichen Erfolg, wenn man den Zahlen glauben kann, ihrem Ende zu. Wie es danach weitergeht, lässt sich kaum abschätzen. Sicher ist: Die Hersteller müssen sich etwas einfallen lassen, um Schritt zu halten.