Alles hat ein Ende. Auch das Leben eines Autos. Irgendwann wird jedes Fahrzeug unsicher, ineffizient und vor allem teuer. Normalerweise wird es dann Zeit für den Verkauf oder die letzte Fahrt zum Schrottplatz. Manchmal werden Autos aber mehr als nur ein Nutzgegenstand. Die emotionale Bindung, die manche Fahrer zu ihrem Fahrzeug aufbauen, kann extrem stark sein und solche Fahrer nehmen häufig absurd hohe Preise in Kauf, um ihren Liebling auf vier Rädern auf der Straße halten. Eine Generalüberholung ist zeitaufwendig und teuer, kann aber auch fast hoffnungslose Fälle wieder in neuem Glanz erstrahlen lassen.
Generalüberholung heißt: Alles wird geprüft und repariert
Prinzipiell ist jedes Teil eines Autos ein Verschleißteil. Zwar sind zum Beispiel das Radio oder der Sicherungskasten nicht beweglich, aber durch Vibration und Temperaturschwankungen nagt der Zahn der Zeit auch an diesen Kleinteilen. Wer also sein Auto generalüberholen lassen will, muss dafür meist tief in die Tasche greifen. Auch muss man natürlich einsehen, dass nicht jedes Fahrzeug überhaupt gerettet werden kann. Wer sich mit 100 km/h um einen Baum wickelt und das überlebt, wird sein Auto wohl abschreiben müssen. Ähnliches gilt für Autos, die aus mehr Rost als Metall bestehen. Wenn die Grundsubstanz stimmt, können findige Mechaniker aber noch ein paar Hunderttausend Kilometer aus einem Auto herausholen.
Motor generalüberholen: Das wird teuer
Was ist dafür nötig? Die komplexeste Komponente wird voraussichtlich auch die teuerste: Der Motor. Fast jedes Einzelteil, vom Motorblock bis zum kleinsten Bolzen, ist großen Belastungen ausgesetzt und sollte einzeln auf Schwachstellen oder Brüche geprüft werden. Dafür wird der Motor komplett demontiert und mit einem Mix aus alten und neuen Teilen wieder zusammengesetzt.
Wo ein Austausch nicht möglich ist, werden auch einzelne Komponenten überholt. Die Innenseite der Zylinderlaufbuchsen wird mit einem Präzisionswerkzeug abgeschliffen und poliert, die Zylinderkopfdichtungen werden entsprechend angepasst und Pumpen, Kabel, Schläuche und Relais werden erneuert. Wenn alles wieder zusammengebaut ist und der Antriebsstrang funktioniert, ist der erste und wahrscheinlich teuerste Teil der Generalüberholung geschafft.
Auch das Fahrwerk muss generalüberholt werden
Dann geht es ans Fahrwerk. Neue Bremsen gehören genauso zur Generalüberholung des Autos wie die Erneuerung aller Radlager. Ausgeschlagene Querlenker, die auf Dauer zum Sicherheitsrisiko werden, müssen ersetzt und neu eingestellt werden. Bei der Gelegenheit können sich auch neue Reifen lohnen.
Dann geht es noch an die Elektronik: Jeder, der schon mal einen Computer benutzt hat, weiß, dass die Geräte früher oder später Eigenheiten entwickeln, die sich nicht erklären lassen und die das gesamte Spektrum von amüsant bis gefährlich abdecken. Bei den Rechnern, die moderne Autos fahren lassen, ist das nicht anders. Weil die meisten Mechaniker heute aber auch zumindest ein Grundwissen der Informatik haben, ist die Fehlersuche meistens kein großes Problem. Im Zweifelsfall hilft vielleicht aus- und wieder einschalten.
Eine Million Kleinteile
Die zwei wichtigsten Komponenten sind jetzt geschafft. Aber dazu kommen dann noch ungefähr eine Million Kleinigkeiten, an die vorher wahrscheinlich niemand gedacht hat. Die rechte Scheibenwischwasserdüse hat nicht genug Druck, der Türknopf hinten links fährt nur halb hoch, wenn es unter 10 Grad kalt ist, und der merkwürdige Fleck im Teppich des Kofferraums widersteht allen menschengemachten Reinigungsmitteln. Wahrscheinlich verhält es sich mit einer echten, tiefgehenden Generalüberholung fürs Auto wie mit den meisten komplexen Großprojekten: 20 Prozent der Arbeit nehmen 80 Prozent der Zeit in Anspruch. Um wirklich jedes Problem zu finden, zu diagnostizieren und zu lösen, können auch mal mehrere Monate in der Werkstatt nötig sein.
Eine echte Generalüberholung lohnt sich nicht immer
Eine echte Generalüberholung lohnt sich meistens überhaupt nicht. Wer wirklich jedes Problem lösen will, bewegt sich schnell im fünfstelligen Bereich. Meistens macht es also mehr Sinn, einfach einen Gebrauchtwagen zu kaufen und den alten in Zahlung zu geben. Wer so an seinem Fahrzeug hängt, dass er es wirklich nicht gehen lassen kann, oder wer einen wertvollen Klassiker besitzt, findet in den meisten spezialisierten Werkstätten aber sicher einen oder mehrere Mechaniker, die willens sind, eine Menge Umsatz zu generieren. Wir hoffen, dass dein Fahrzeug noch viele Hunderttausend Kilometer alt wird.